Am nordwestlichen Ortsrande von Weilmünster befindet sich in Abstand von 1000 Metern Fußweg vom Zentralen Ortsbahnhof (ZOB) am westlichen Hang des Eppenbachtales ein vor Jahrzehnten aufgegebenes Bergbaugelände, ein Steinbruch welcher als Rohstoffquelle für Gestein, vermutlich "Marmor", diente. Nach Auskunft der Weilmünsterer Heimatkundlichen Sammlung diente der Steinbruch zwischen 1945 und 1950 als Abbaustätte für Steine zum Bau der Wohnhäuser "Am Pfaffenberg" wo die verwendeten Steinblöcke noch heute in den Grundmauern der Gebäude erkennbar sind. Anschließend wurde er wegen der Reptilienvorkommen zum Naturschutzgebiet erklärt. Das ehemalige Bergbaugelände ist heute mit Gehölzen überwachsen. Vergangene Beschilderung weist darauf hin, daß der Steinbruch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Vogelschutzgebiet klassifizert wurde, was den bis heute ungestörten Aufwuchs wilder Vegetation erklärt.
Ehemaliges Bergbaugelände im Eppenbachtal (rot umrandet)
Luftbild : Google Earth
Die Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten Blatt 31 für Weilmünster von 1918 bezeichnet den geologischen Untergrund an den nordwestlichen Hängen des Weiltales bei Weilmünster großräumig als Muldenfazies / Übergang in die südliche Randfazies des Oberdevon mit "roten und grünen Cypridinenschiefern wechsellagernd mit dunklen Styliolinen führenden Tonschiefern". Die an den westlichen und vermindert auch an den östlichen Hängen des Eppenbaches zu Tage tretenden Lagerstätten, welche ausnahmslos am bezeichneten Abschnitt des Westhanges abgebaut wurden, sind als "tmk Platten- und Riffkalk (Massenkalk) mit String Burtini, z.T. auch Iberger Kalk (Unteres Oberdevon)" aus dem Oberdevon charakterisiert.
Die auf der Geologischen Karte als "Steinbruch" markierte Fläche überschreitet die Grenzen des rezent sichtbaren Tagebaues, welcher heute nur noch auf etwa 1/2 der Markierungsfläche als Steinbruch im südwestlichen Sektor der Markierung deutlich sichtbar ist. Ob die nordöstlichen Abbauflächen später verfüllt oder durch Hangrutschungen verschlossen wurden oder ob es sich bei der Kartenmarkierung nur um die prospektierte Abbaufläche des Marmors handelte, ist unbekannt. Vermutlich hat sich auch die heutige Wegeführung durch Anlage einer Serpentinenkurve der unbefestigten Straße vom Eppenbachtal zur Nassauer Straße auf Höhe "Auf Stein" so geändert, daß der Steinbruch auf der Karte anders positioniert erscheint als er tatsächlich ist.
Ausschnitt aus der Geologischen Karte von Preussen und benachbarten Bundesstaaten herausgegeben von der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt unter Leitung von Franz Beyschlag, Blatt 31 Weilmünster, geologisch bearbeitet von J. Ahlburg 1913-1915.
In das Ortspanorama von Weilmünster projezierte Lage der der Riffkalk-Fazies und der Abbaustätte (Steinbruch). Blick vom "Römerturm" nach Norden in das Eppenbachtal zwischen dem ehemaligen "Weinberg" (links) und dem "Bieler Berg" (rechts)
Wohnhäuser am Pfaffenberg (Unterer Bieler Berg oberhalb Katholischer Kirche) deren Grundmauern mit Steinen des ehemaligen Steinbruches Eppenbachtal errichtet worden sind.
In das Ortspanorama von Weilmünster projezierte Lage der der Riffkalk-Fazies und der Abbaustätte (Steinbruch). Blick vom "Römerturm" nach Norden in das Eppenbachtal zwischen dem ehemaligen "Weinberg" (links) und dem "Bieler Berg" (rechts)
Wohnhäuser am Pfaffenberg (Unterer Bieler Berg oberhalb Katholischer Kirche) deren Grundmauern mit Steinen des ehemaligen Steinbruches Eppenbachtal errichtet worden sind.
Im Ober-Devon lagerten sich in den Niederungen hellgraue bis rötliche Platten- und Flaserkalke in Mächtigkeiten von 6 - 10 Metern oder rote und grüne Tonschiefer (Cypridinen-Schiefer) als Sedimentgesteine ab. Diese Ablagerungen wurden von bisweilen mächtigen, stellenweise sich erheblich über das Niveau diese Ablagerungen erhebenden Riffkalkzügen überragt. Riffkalke, die in Folge des langsamen Wachstums mariner Lebewesen entstanden waren, also überwiegend zoogenen Ursprunges sind.
Als Leitfossilien der Cypridinenschiefer werden Phacops cryptophthalmus und Entomis serratostriata angesehen, neben großen, feingerippten Tentaculiten und Styliolinen und vereinzelt Trilobiten. Charakterisitisch ist hier für die Schiefer, daß dunkle, gelegentlich ganz schwarze, meist sandige auch zuweilen glimmerreiche Tonschiefer mit hellen, buntgefärbten, zarten Cypridinenschiefern in beständigen Wechsellagerungen liegen und daher als Zwischenglied zu den jeweils reinen Fazies zu betrachten sind.
Neben Kieselschiefereinlagerungen finden sich im Untersuchungsgebiet gelegentlich auch Einlagerungen von hell- bis dunkelgrauen Flaser- und Plattenkalken von dichter Struktur (tox); besonders häufen sich solche Einlagerungen am Dietenhausberge und Bielstein östlich Weilmünsters, wobei die Kalke stark mit Schiefermaterial durchsetzt sind, was ihre "Flaserung" erzeugt. In ihrer Hauptmasse besteht die Oberdevonfazies aus einer einförmigen Schichtenfolge von dunklen, im frischen Zustande blauschwarzen Tonschiefern (toT), die wegen ihres feinen Gefüges stark zur Druckschieferung neigen und sich daher als Dachschiefer eignen. Diese Schiefer weisen bei zunehmendem Kieselsäuregehalt eine starke, abwechselnd hell-dunkle Bänderung auf und werden daher als Bandschiefer bezeichnet.
Versteinerungen gehören in der ganzen Schichtenfolge zu den Seltenheiten und sind nach den bisherigen Funden auf spärliche und wenig bezeichnende Reste beschränkt. In den dichten Flaser- und Plattenkalken haben sich bislang trotz eifrigen Nachsuchens nur ganz vereinzelte Spuren von Cephalopoden (Orthoceren und Goniatiten) gefunden, deren Bestimmung bei der schlechten Erhaltung der Reste nicht möglich war. (In: Johannes Ahlburg : Erläuterungen zur Geologischen Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten der Preußischen geologischen Landesanstalt, Lieferung 208 Blatt Nr. 31 Weilmünster, Berlin 1918, S. 27-32).
Die Ausdehnung der Riffkalk-Lagerstätten (dunkelgraue Fläche) an den westlichen (oben) und östlichen (unten) Hängen des Eppenbachtales (weiße Fläche) beginnend am Bieler Berg (linke untere Ecke) und Ausdehnung in Richtung Bielstein (rechter Bildrand) mit der Lage der Abbaufläche (Steinbruch) auf einem Teilausschnitt der Geologischen Karte Blatt Weilmünster von 1918.
Da die gegenwärtige Ausdehnung der Abbaustelle zur Zeit der Wieder-Entdeckung im Jahre 2016 auf den ersten Blick hin mit dem auf der Geologischen Karte von 1918 eingetragenen Steinbruch zu ca. 50% mit der kartierten Ausdehnung koinzidiert, kann davon ausgegangen werden, daß nach diesem Zeitpunkt keine nennenswerte Bergbautätigkeit dort mehr stattgefunden hat.
Publikationen zu Fossilfunden dort sind zum Zeitpunkt dieser Artikelredaktion noch nicht bekannt. Nächste, auf der Geologischen Karte vermerkte Fossilfundstellen sind 3 Fundpunkte auf Höhe des Bielsteines entlang des Weges am Waldrande bzw. des Verlaufes der B 256. Der auf der Karte verzeichnete Aufschluß von Riff-Kalken im Eppenbachtal hat aber mit Sicherheit zu Fossilien-Suchen in den Jahren seit der Stillegung des Steinbruches geführt, auch wenn hier über deren Resultate noch nichts bekannt ist.
Anmerkungen zur Erdgeschichte des Taunus
Bedingt durch Bewegungen im Erdinneren ist die Erkruste im Verlaufe ihrer Entstehungsgeschichte gewaltigen Veränderungen unterworfen gewesen und hat ihre Gestalt wiederholt stark verändert, bevor sich der heutige Erscheinungzustand eingestellt hat. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß die Fläche, an welcher sich heute das Mittelgebirge Taunus erhebt, zu früheren Zeiten von Meereswasser überspült war. Dies war zuerst im Erdzeitalter des Silur so, also vor etwa 420 Millionen Jahren, als nach von starker vulkanischer Aktivität begleiteten, tektonischen Veränderungen bzw. Absenkungen der Erdoberfläche ein flacher Ozean das heutige Taunusgebiet überflutete.
Während des darauffolgenden Erdzeitalters Devon verflachte das Meer zunächst über den abgelagerten Sedimenten bestehend aus Tonen und Sanden, aus welchen die heutigen Gesteinsformationen der "grauen Phyllite" (Vordertaunus) und "bunten Schiefer" (Hintertaunus, Lahnmulde) entstanden sind. Gegen Ende des Unter-Devon nahm dann die Meerestiefe und -dynamik erneut zu, wobei es zu Ab- und Umlagerungen von Sanden kam, aus welchen die heutigen Taunusquarzite entstanden sind. Im Mittel-Devon, dem Emsium, stieg der Meerresspiegel weiter deutlich an, während die sedimentären Ablagerungen aus feinen Tonen bestanden welche die"Hunsrückschiefer" und "Porphyroide" und bei Vermischung mit Sanden die "Grauwacken" bildeten.
Im letzten Drittel des Devon, das sich insgesamt über den Zeitraum von 65 Millionen Jahren zwischen den älteren Silur (bis 410 Mio Jahre) und dem jüngeren Karbon (ab 345 Mio Jahre) ausdehnte, hatten die kalkabscheidenden Meereslebewesen (Kalkschwämme / Stromatoporen und Korallen) durch ihr mittlerweile dutzende Millionen Jahre währendes Wachstum enorme Kalkriffe aufgebaut, die sich über den abgelagerten Sedimenten aus Tonen und Sanden des Meeresbodens erhoben und bis zur Meeresoberfläche aufragten.
Erneute starke tektonische Ereignisse setzten zu Beginn des Ober-Devon ein und begannen wiederum, die Erdoberfläche zu verformen. Zuerst brachen untermeerische Vulkane aus und lagerten große Mengen von Tuffsteinen ab, aus welchem sich der sogenannte "Schalstein" bildete. In Kombination mit der Tuff-Ablagerung und der einsetztenden Auffaltung (Hebung) des Rheinischen Schiefergebirges verflachte das Meer zunehmend bis sich das immer weiter auffaltende Gebirge aus dem prähistorischen Ozean heraushob. Seit dieser sogenannten "variszischen Gebirgsbildung" ist der Taunus als Teil des Rheinischen Schiefergebirges eine Landmasse, die seit ihrer Entstehung nicht mehr mit neuen Sedimenten überlagert wurde sondern durch die Witterungsdynamik einer Verformung in Folge von Gesteins-Abtragung durch Erosion unterliegt. (Nach: Ulrich Jansen : Der Taunus in der Devon-Zeit. Senckenberginstitut und Naturmuseum. Frankfurt, 2005).
Mit dieser erdgeschichtlichen Betrachtung des Zeitraumes der Meeresüberflutung der heutigen Taunusfläche ist die gesamte Phase der Entstehung der Riffkalke in der heutigen Mittelgebirgsfläche umschrieben. Mit dem Ende der Überflutung durch das Meer endete auch das natürliche Wachstum der Riffe und setzte deren Umformung ein. Diese bestand unter anderem in der Enstehung von Bruchlinien (Verwerfungen) durch tektonische Bewegungen der Erdkruste, Überlagerungen durch andere Gesteinsschichten in Folge der variszischen Gebirgsauffaltung oder durch Abtragung bedingt durch Gewässerdynamiken oder der Einwirkung von Frost und Niederschlag.
Wie bereits vorangehend erwähnt, werden die Riffkalke auch als Massenkalke bezeichnet, da sie aus großen Mengen fest verankerter Meeresorganismen hervorgehen, die in küstennahen oder flachen Meeresregionen große Lebensgemeinschaften (Kolonien) bilden. Dies kompakten, organisch gewachsenen Massenkalk-Kalkblöcke aus den Skeletten der Korallen und Kalksschwämme unterscheiden sich von anderen geologischen Kalk-Gesteinsformationen, die sich aus in Vertiefungen, in Klüften, am Meeresboden oder an Gewässerrändern zusammengespülten und abgelagerten Kalkschalen nicht riffbildender Meereslebewesen zusammensetzen, wie beispielsweise Muscheln, Meeresschnecken, Brachiopoden, Crinoidea (Seelilien), Hohltieren (Coelenterata) und Stachelhäutern (Echinodermaten). Solche aus "zusammengespülten" Resten von Meerestieren entstandene Kalksteine nennt man Schillkalke. Diese einzeln lebenden Meerestiere sind aber auch oft in anderen, nicht-kalkhaltigen Sediment-Gesteinsschichten eingebettet zu finden, während Riffbildende Korallen und Schwämme zumeist nur kompakt an ihrem ursprünglichen Wuchsort zu finden sind. Zwischen diesen Riffbildnern können aber selbstverständlich auch andere, nicht sessile Tiere sekundär eingelagert worden sein, so daß die Zusammensetzung eine Riff-Fossil-Fauna sehr, sehr reichhaltig sein kann.
Situation am Fundort
An der Abbruchkante des kleinen Steinbruches am oberen Rande der Tagebaugrube im Eppenbachtal treten die Kalksteine des Riffes offen zu Tage. Die Kalkfelsen sind von gelblich-beiger Färbung und oberflächlich stark verwittert, so daß sich das Gestein in leicht voneinander zu trennende Lagen aufgespaltet auflöst und in Folge des Witterungseinflusses zerfällt. Darunterliegend befinden sich die festeren Gesteinsschichten des "Marmors", deren Gewinnung Grund für die Bergbauaktivitäten vor etwa 100 Jahren gewesen sein müssen.
Kalkriff-Fossilfundstelle # 1 im Steinbruch Eppenbachtal
Fossilien sind in praktisch allen Gesteinslagen des Steinbruches auf Anhieb zu erkennen, was der Natur des Kalkfelsens im allgemeinen entspricht, denn die Kalkbildung erfolgte durch die Umwandlung von Kohlenstoff während der Stoffwechselaktivität der kalkabscheidenden Meereslebewesen, die beim Wachsen ein feines Kalkgerüst in ihrem Körper bildeten und hinterließen. Somit ist die Zusammesetzung des Kalksteines selbst im Prinzip als aus den Skelettgerüsten von riffbildenden Meerestieren bestehend zu betrachten. Je nachdem, welchen geologisch-physikalisch-chemischen Umwandlungsprozessen das gesteinsbildende Ausgangsmaterial - also Korallen, Kalkschwämme, Muschelschalen, Seelilien, Seeigel, etc. - in den ca. 400 Millionen Jahren seit seiner Entstehung ausgesetzt war, ist der heutige Erhaltungsgrad und die Erkennbarkeit der ehemaligen Lebensformen als "Fossil".
Dies wird insbesondere an den Übergängen von den "festen" Gesteinsblöcken des "Marmors" zur darüberliegenden Verwitterungsschicht sichtbar. In beiden Gesteinslagen eingebettet findet man am Fundort Weilmünster deutlich sichtbar und leicht erkennbar die sogenannten "Leitfossilien", typische Lebewesen für den erdgeschichtlichen Zeitraum, welche sich aus der zerbröselnden, in feinen Kalkplatten auseinanderbrechenden Deckschicht herauslösen lassen, während dieselben Lebensspuren im darunterliegenden Gestein fest eingebettet sind und im späteren "Marmor" nach Anschleifen der Oberfläche schöne Abbilder ihres ursprünglichen Aussehens abgeben würden. Der Verwitterungs- und Zerfallszustand der Weilmünsterer Deckschichten des Kalkriffes ist am Fundort (Aufschlußort) so weit fortgeschritten, daß die teilweise handgroßen, kugeligen Fossilien von selbst aus den Gesteinsresten herausbrechen und den Hang hinabrollen. Dies deutet darauf hin, daß die Konsistenz des Materiales des Fossilkörpers deutlich stabiler ist, als die, den ehemaligen Tierkörper umgebenden Gesteinsschichten, was Rückschlüsse auf den chemisch-physikalischen Fossilisierungs- und Gesteinsbildungsprozeß zulässt, der je nach Fundort stark differieren kann.
Für den Fundort # 1 am Kalkriff Weilmünster Eppenbachtal ergeben sich so folgende 2 Theorien für die Genese des offenliegenden Gesteines:
- Die zerfallenden Deckschichten über festem Untergrundgestein wurden durch Witterungseinfluß (Regen - Frost - Hitze - Bodenchemie) in feine Platten aufgespalten während tieferliegende Gesteinsschichten noch keine Verwitterungsspuren zeigen.
- Die zerfallenden Deckschichten stellen eine Kluft zwischen reinen, biogenen Kalkblöcken im festeren Untergrundgestein (Massen- oder Schillkalk) dar, welche durch mit tonigem Sediment vermischte Kalkschalenreste von Meereslebewesen verfüllt wurde und somit bei der Gesteinsbildung einen Kalkstein weniger fester Konsistenz erzeugte (Platten- oder Flaserkalk).
Abbildung eines großen Brachiopoden-Fossiles, dessen Versteinerungskörper sich bereits deutlich im zerfallenden Umgebungsgestein abzeichnet
Aus dem zerbröselnden Umgebungsgestein herausgelöster Versteinerungskörper eines großen Brachiopoden am Fundort Weilmünster Kalkriff Eppenbachtal.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich um das auf der geologischen Karte angegebene Leitfossil der Fundstelle, Stringocephalus burtini (Ventralansicht), wobei der charakteristische "Schnabelfortsatz" der Bauchschalenklappe stark erodiert ist.
Am Herauslösungspunkt im Gestein zurückgebliebener Schnabelfortsatz der Bauchschalenklappe des Brachiopoden (sichtbar in Bildmitte)
Dorsal- und Seitenansicht von Stringocephalus burtini
nach Karl Beurlen (Welche Versteinerung ist das ? Seite 61, Kosmos Verlag, Stuttgart 1964)
Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich um das auf der geologischen Karte angegebene Leitfossil der Fundstelle, Stringocephalus burtini (Ventralansicht), wobei der charakteristische "Schnabelfortsatz" der Bauchschalenklappe stark erodiert ist.
Dorsal- und Seitenansicht von Stringocephalus burtini
nach Karl Beurlen (Welche Versteinerung ist das ? Seite 61, Kosmos Verlag, Stuttgart 1964)
Karte der Stufen des Erdzeitalters DEVON
nach Wikipedia
Unter den aus dem Devon bekannten Meereslebewesen mit Kalkschalen dominieren eindeutig die Brachiopoden neben deutlich selteneren Muscheln und Schnecken. Desweiteren bestehen typische Devon-Fossilien aus Tintenfischgehäusen in Schneckenform (Ammoniten) und Trilobiten. Regelmäßig sind als Bestandteile fossiler Riff-Faunen auch Elemente von CRINOIDEA (Seelilien & Haarsterne) zu finden.
So beinhalten die Funde in den oberflächlichen Kalksteinschichten erwartungsgemäß hauptsächlich rundlich bis längliche, globuläre Brachiopoden-Fossilien, wiederholt Stringocephalus cf. burtini neben anderen Arten. Der Erhaltungszustand erlaubt zumeist keine sichere Aussage über die exakte Art des versteinerten Meeres-Tieres. Annähernd erkennbar sind Spirifer und cf. Strophalosia.
Neben den Brachiopoden ist bisher ein Fossil exakt als Crinoidea bestimmbar. Es handelt sich um ein ähnliches Fundstück wie von der Emmershäuser Fundstelle bekannt, doch ist der Versteinerungszustand des dort als Teil des Kelchbodens (Dorsalkapsel) von Diamenocrinus primaevus beschriebene, sternförmige Konus sehr unterschiedlich und scheint kristallisiert.
Zwei weitere Fundstücke enthalten ungewöhnliche Fossil-Erscheinungsformen die der Struktur eines Kalkschwammes ähneln, in dessen Kammern kristalline Substanzeinlagerungen erkennbar sind. Beim ersten Fundstück überragen die, winzigen, bunten Kieselsteinchen ähnelnden Einlagerungen die als Kalkschwamm (Calcarea) interpretierbare Grundstruktur. Beim zweiten Fundstück ist das "Kalkschwamm-Kammergewebe" von einer Kieselgur-Ader durchzogen und weist eine weitere, symmetrisch runde Vertiefung auf, die ebenso Produkt eines Bohrganges einer Bohrmuschel sein könnte. Das Skelett der Kalkschwämme (Stromatopora) besteht aus "Skleriten", sogenannten Spicula, (lat.: Pfeil, Nadel) die ein Produkt der Sklerozyten sind und entweder aus Calcit, einer Form von Calciumcarbonat (Kalkschwämme) oder aus Kieselsäure (Kieselschwämme) bestehen. Es kann davon ausgegangen werden, daß die Hauptmasse des fossilen Kalkgesteines des Weilmünsterer Riffes aus dem Wachstum von Kalkschwämmen des prähistorischen Meeres im Devon resultiert.
Weitere Fundstücke enthalten Bruchstücke von Fossilen die radiärsymmetrisch aufgebaut gewesen sind und somit höchstwahrscheinlich Reste von Kalkgehäusen von Kopüffüßlern (Tintenfischen) sind, also zu den Ammonoidea zählen. Die Bruchstücke sind allerdings zu klein bzw. zu verwittert um eine genaue Artbestimmung zu erlauben.
Die hier dargestellten Fossilien entstammen der ersten Aufsammlung am Fundpunkt # 1 Weilmünster Eppenbachtal am 9. März 2016 und der darauffolgenden Bergung vom 14. März 2016 insbesondere der an der Oberfläche der zerfallenenden Gesteinsschichten deutlich erkennbar zu Tage tretenden Fossilkörper, die sich bereits nach leichtem Berühren mit der Hand vom Umgebungsgestein ablösten. Desweiteren wurde das Haldenmaterial im Inneren des Steinbruches systematisch abgesucht.
Abbildungen der bisher näherungsweise bestimmten Fundstücke
der Fossilfundstelle # 1 Kalkriff Weilmünster Eppenbachtal
CALCAREA
CALCAREA
Fossiler Kalkschwamm mit eingelagerten Kieselsäurekristallen in den Kammern des Schwammes
Fossiler Kalkschwamm mit deutlich sichtbarem gekammerten Kalkskelett-Gewebe welches von einer Ader verkieselten Minerales durchzogen ist und welches zudem Spuren der bohrenden Aktivität vermutlich einer Bohrmuschel aufweist.
CRINOIDEA
Fundstück mit Crinoidea Seelilien-Elementen, eines davon deutlicher in seiner sternförmigen, gelappten Konusstruktur erkennbar.
Stielglied einer Seelilie bzw. eines Schlangensternes (Crinoidea) mit sternförmig gelapptem Konus der offensichtlich verkieselt kristallisiert ist. Ein ähnliches Fundstück von der Fossilfundstelle Emmershausen wurde als Diamenocrinus primaevus bestimmt
BRACHIOPODA
Brachiopode der Gattung Spirifer
CRINOIDEA
Fundstück mit Crinoidea Seelilien-Elementen, eines davon deutlicher in seiner sternförmigen, gelappten Konusstruktur erkennbar.
Stielglied einer Seelilie bzw. eines Schlangensternes (Crinoidea) mit sternförmig gelapptem Konus der offensichtlich verkieselt kristallisiert ist. Ein ähnliches Fundstück von der Fossilfundstelle Emmershausen wurde als Diamenocrinus primaevus bestimmt
BRACHIOPODA
Brachiopode der Gattung Spirifer
Brachiopode der Gattung Spirifer
Brachiopode der Gattung cf. Strophalosia
Brachiopode der Gattung cf. Strophalosia
Brachiopode der Gattung Stringocephalus (cf. burtini)
Brachiopode der Gattung Stringocephalus (cf. burtini)
Brachiopode der Gattung cf. Strophalosia
Brachiopode der Gattung cf. Strophalosia
Brachiopode der Gattung Stringocephalus (cf. burtini)
Brachiopode der Gattung Stringocephalus (cf. burtini)
CEPHALOPODA
Fossiles Bruchstück eines Kopffüßler-Gehäuses (Cephalopoda : Ammonoidea) das den Gattungen cf. Beloceras oder cf. Foordites zugeordnet werden könnte
Fossiles Bruchstück eines Kopffüßler-Gehäuses (Cephalopoda : Ammonoidea) das den Gattungen cf. Beloceras oder cf. Foordites zugeordnet werden könnte
Fossiles Bruchstück eines weniger scharfkantig zulaufenden Kopffüßler-Gehäuses (Cephalopoda : Ammonoidea) das den Gattungen cf. Platyclymenia, Orthoclymenia oder cf. Oxyclymenia zugeordnet werden könnte
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